Am 11.11.2020 erschien in der Printausgabe der Mittelbayerischen Zeitung unter dem Titel „Die unterschätzte Truppe“ ein Artikel von Marianne Sperb. Trotz des Erscheinungsdatums leider kein Faschingsscherz, sondern ein Lobgesang auf die Bundeswehr – aber anders als in der Martinsgeschichte ohne das Happy End in dem der Soldat seinen Mantel mit dem heimat- und besitzlosen Menschen teilt.
Das Friedensnetzwerk Regensburg hat zu diesem Artikel eine Presseerklärung an die Zeitung geschickt:
Das menschliche Gedächtnis ist kurz. Frau Sperb scheint vergessen zu haben, dass der letzte totale Krieg, den Deutschland geführt hat, zu unvorstellbarem menschlichen Leid und riesigen Zerstörungen nicht nur für die überfallenen Völker, sondern auch für Deutschland geführt hat. Sie scheint vergessen zu haben, dass auch dieser Krieg ganz allmählich vorbereitet und dem deutschen Volk dann mit einer Lüge als alternativlos verkauft wurde.
In einer Zeit, in der sich tatsächlich die Konflikte in der Welt – auch durch deutsches Zutun – immer mehr verschärfen, nach mehr Kriegsgerät zu schreien, erscheint uns nicht nur unmenschlich, sondern auch alles andere als klug.
Was diese Welt wirklich braucht, sind intelligente Lösungen und gemeinsame Anstrengungen, um die brandgefährlichen Folgen unserer hausgemachten Probleme (Zerstörung der Erde mit Klimawandel, Ressourcenvernichtung und damit auch vermehrtem Überspringen von Viren auf Menschen) in den Griff zu bekommen.
Die Mittel, die Frau Sperb gern in die Imagepflege der Bundeswehr und die Beschaffung von Tötungsmaschinen stecken würde, wären unserer Meinung nach sehr sinnvoll ausgegeben, wenn sie zu besseren Beschäftigungsbedingungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, damit langfristig auch zu mehr Personal, und wirksamen Mitteln im Kampf gegen das Virus, dass zur Zeit weltweit Tod und Leid verursacht, angewendet würden.
Der „Verteidigungshaushalt“ 2020 liegt laut Homepage des zuständigen Ministeriums bei 45,2 Milliarden Euro und damit 2 Milliarden Euro höher als 2019. Mit 45 Milliarden Euro könnten z.B. 1 Mio. Arbeitsplätze mit Jahreskosten von 45.000 Euro bezahlt werden.
Die Lösung kann nicht sein, verstärkt auf Aggression zu setzen. Wir haben nur dann eine Chance unser gewohntes Leben für uns, die Kinder und Enkel zu erhalten, wenn wir endlich begreifen, dass Gewalt nur zu Gewalt führt und nicht zum Frieden.
Fangen wir doch mit den Lösungen im eigenen Haus und ganz egoistisch an. Wenden wir unser Geld (denn das sind die Steuergelder) für bessere Arbeitsbedingungen für die Menschen an, die unser Leben erhalten. Im März haben wir die Beschäftigten in der Pflege noch als Alltagsheldinnen beklatscht. Heute gehen diese Beschäftigten auf dem Zahnfleisch und die richtige Herausforderung kommt erst noch. Wer nach Aufrüstung ruft, wird Tod ernten. So war es bisher immer in der Geschichte der Menschheit. Es gibt schlicht keinen vernünftigen Grund, anzunehmen, dass es 2020 anders sein sollte.
Rufen wir stattdessen lieber nach Leben – einem guten und würdigen Leben für alle Menschen.
Wir rufen auf sich an der bundesweiten Aktion „abrüsten statt aufrüsten“ am 5. Dezember 2020 von 11 – 14 Uhr am Gutenbergplatz in Regensburg zu beteiligen.