Trotz strömenden Regens kamen über 100 Menschen, u.a. auch die Oberbürgermeisterin der Stadt, Frau Malz-Schwarzfischer, am 1. September zur Kundgebung auf den Regensburger Neupfarrplatz.
Veranstalter war, wie auch die letzten Jahre, das Netzwerk „Gewerkschaft gegen Krieg“, unterstützt vom „Friedensnetzwerk Regensburg“.
Die Songgruppe Regensburg umrahmte die Veranstaltung mit Antikriegsliedern und einer Lesung aus dem Buch von Frau Sternheim-Peters: Hab ich denn allein gejubelt? Eine Jugend im Nationalsozialismus.
Jakob Pritscher, Mitglied der IG Metall und BR bei Schneider-Electric sprach für den Veranstalter Netzwerk „Gewerkschaft gegen Krieg“.
Er skizzierte die Rolle Deutschlands als Verursacher der ersten beiden Weltkriege. Der DGB habe daraufhin auf Antrag der IG Metall den 1. September zum jährlichen Gedenktag gegen Krieg und Faschismus aufgerufen.
Nach der Einverleibung der DDR habe der damalige Kanzler Kohl der Welt versichert, dass vom nun größer gewordenen Deutschland nur Frieden ausgehen werde.
Anschließend führte Jakob Pritscher die Einsätze der Bundeswehr im Ausland bis heute auf.
Heute stehen ca. 3000 Bundeswehrsoldaten völkerrechtswidrig auf 3 Kontinenten.
Im 2. Teil der Rede ging Jakob Pritscher auf die jetzige Situation ein.
Der Rüstungsetat soll bis 2024 verdoppelt werden, Deutschland solle im Rahmen der EU auch militärisch wieder eine führende Rolle in der Welt spielen. Die Aufgabe der Bundeswehr ginge über die reine Landesverteidigung hinaus.
Ziel sei die Sicherung der Maximalprofite der Konzerne sowie die Sicherung der Rohstoffe weltweit.
Im letzten Teil erläuterte Jakob Pritscher, dass die NATO China und Russland als ihre Hauptfeinde ausgemacht hätten, die es einzukreisen gelte.
Auf diesem Hintergrund sei das Geschehen in Hongkong und Belarus zu sehen.
Frieden heiße, das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu akzeptieren und zu bewahren.
„Aus der Geschichte lernen, heißt die Kriegstreiber zu benennen und zu bekämpfen“.
Für die BI Asyl und das Friedensnetzwerk Regensburg sprach Gotthold Streitberger, Mitglied in der GEW und im Bayerischen Flüchtlingsrat zum Thema Krieg und Flucht.
Streitberger erläuterte die Fluchtursachen. Dies seien in erster Linie Kriege, politische Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen, Klimakatastrophen, Hunger und Zerstörung der Lebensverhältnisse in den ausgebeuteten Ländern. Die Zahl der Flüchtlinge weltweit habe sich seit Mitte der 80er Jahre vervierfacht. 2019 waren weltweit knapp 80 Millionen Menschen auf der Flucht.
Dann ging Gotthold Streitberger auf die Beteiligung Deutschlands an Kriegen ein. Sei es der völkerrechtswidrige Angriff auf das damalige Jugoslawien, Irak, zweiter Golfkrieg, Afghanistan, Libyen, Syrien, Jemen, Ukraine oder auch der jahrzehntelange Krieg gegen das kurdische Volk.
Die sich daraus ergebende Forderung der Kriegsgegner müsse heißen:
„Rüstungsexporte verbieten und die Bundeswehr aus allen Auslandseinsätzen zurückholen“.
Es seien aber nicht nur die Kriege und deutsche Waffen, die die Menschen in die Flucht treiben. Es sei das herrschende Wirtschaftssystem, die Ausbeutung der sogenannten 3. Welt durch die führenden Industrienationen.
Im nächsten Teil ging Gotthold Streitberger auf die wachsende Kriegsgefahr ein, nannte Stichpunkte und folgerte: „aber dem Kapitalismus Ausbeutung und Waffenexport und dem Imperialismus Kriege vorzuwerfen ist meines Erachtens ähnlich, wie wenn man einem Tiger Fleisch fressen vorwirft. Wer sich mit Fragen von Krieg und Fluchtursachen beschäftigt, wird früher oder später damit konfrontiert, dass wesentliche Ursachen für Flucht und Krieg im Kapitalismus und Imperialismus begründet liegen. Die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen und politischen Handlungskonsequenzen sind unter uns noch sehr unterschiedlich und wir haben dazu verschiedene Vorstellungen. Dies darf und wird uns nicht von gemeinsamen Aktionen und dem dauernden Bemühen um Bündnisse abhalten“.
„Die Grenze verläuft nicht zwischen den Nationen, sondern zwischen unten und oben.
Als Hauptrednerin sprach Monika Brandl, ehemalige Vorsitzende des Gewerkschaftsrats von ver.di.
Schwerpunkt ihrer Rede waren die Herausforderungen, Aufgaben und Ziele, die sich der Zivilgesellschaft stellen. Es sei in allen Lebensbereichen wichtig, sich Rassismus und Menschenfeindlichkeit entgegen zu stellen.
Mit einem Lied von Leonard Cohen: „Dance me to the end of love”, in einer eigenen Übersetzung ins Deutsche, beendete die Songgruppe die Kundgebung. Cohen schrieb das Lied, nachdem er über das Mädchenorchester in Auschwitz gelesen hatte.
Es gilt weiterhin: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Heraus zum Antikriegstag 2021!